Seit über sechs Monaten werden in den Erftstädter Stadtteilen Niederberg und Borr sowie im Gewerbegebiet Friesheim erstmals bis zu 20 Volumenprozent (Vol.-%) Wasserstoff (H2) dem dortigen L-Gasnetz beigemischt. Das Wasserstoff-Erdgas-Gemisch wird sowohl in Privathaushalten sowie im Gewerbe zur Wärmeversorgung eingesetzt. An dem Projekt mit dem Namen „H2-MiX“ beteiligen sich der örtliche Energieversorger GVG Rhein-Erft sowie die Rheinische NETZGesellschaft als die zuständige Netzbetreiberin. Die technische Überwachung des Projektes übernimmt der unabhängige Prüfdienstleister TÜV Rheinland.
Nach der nun mehrmonatigen Betriebszeit sowie zum Ende der Heizperiode ziehen die drei Projektpartner ein positives Zwischenfazit des Projekts. „Wir blicken bislang zufrieden auf das Projekt. Alle Kundenanlagen laufen unter Wasserstoff einwandfrei. Es gibt weder Probleme bei der Verbrennung noch Undichtigkeiten in den Leitungen oder den Armaturen“, sagt GVG-Geschäftsführer Werner Abromeit. „Durch regelmäßige Überprüfungen der Verbrennungswerte und der Dichtigkeit bei ausgewählten Anlagen können wir stets die technische Sicherheit des Betriebs garantieren“, sagt Reiner Verbert von TÜV Rheinland.
Alle Ziele des Projektes bislang erreicht
Die von den Projektbeteiligten gesetzten Ziele sind bislang alle erreicht worden. Dazu gehörte die Nachverfolgbarkeit des Wasserstoff-Erdgas-Gemisches mit speziell eingesetzter Sensorik der MEMS AG, deren Einsatz in Deutschland zu diesem Zweck bisher einmalig ist. Die Beimischung erfolgt im vollautomatischen Betrieb mit einer speziell konzipierten Anlage. Auch die Messung des Odormittels zeigt über alle Beimischungsstufen hinweg eine ausreichend hohe Konzentration, sodass das Gasgemisch im Fall eines Austritts rechtzeitig wahrgenommen wird. „Darüber hinaus können die Projektbeteiligten bereits festhalten, dass alle im Netz verbauten Komponenten sowie die Kundenanlagen für die Beimischung von bis zu 20 Vol.-% Wasserstoff geeignet sind und sich die Abgaswerte (CO2, CO, NOx) der Kundenanlagen deutlich verbessert haben, da Wasserstoff im Vergleich zu Erdgas rückstandslos verbrennt“, erklären die Projektleiter Michael Thys (GVG) und Felix Schönwald (RNG). Die Abrechnung der Kunden läuft in Abstimmung mit dem Eichamt regelwerkskonform. „Der Betriebsversuch ist für uns als Netzbetreiber wegweisend, da wir dessen Ergebnisse auf andere Netzgebiete übertragen können. Schon heute können wir sagen, dass der langfristige Ersatz von Erdgas durch klimaneutrale Gase technisch möglich ist“, sagt Dr. Ulrich Groß, technischer Geschäftsführer der RNG.
Das Projekt läuft noch bis Ende Dezember 2023. Danach werden alle technischen Anlagen zurückgebaut.
Hintergrund-Informationen zu dem Projekt H2-MiX:
Hinter „H2-MiX“ stehen federführend die Kooperationspartner GVG Rhein-Erft als regionaler Energieversorger, die Rheinische NETZGesellschaft als regionaler Verteilnetzbetreiber sowie der dienstleistend tätige TÜV Rheinland. Im ersten Projektabschnitt wurden in Zusammenarbeit mit dem TÜV Rheinland und den Gasgeräteherstellern alle bei den Kunden verbauten Gasgeräte erfasst und auf Eignung für den Wasserstoffbetrieb untersucht – ebenfalls auch alle Bauteile im gesamten Netzabschnitt. Parallel zu den Überprüfungen der verbauten Technik liefen die technischen Planungen und der Aufbau der Wasserstoff-Einspeiseanlage.