Mobile Erdgasversorgung im Ahrtal

Bei der schweren Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 wurden große Teile der örtlichen Infrastruktur zerstört. Dazu gehörte auch die Gasinfrastruktur und es wurde schnell deutlich, dass diese mit Blick auf den Beginn der Heizperiode im Oktober so schnell wie möglich wieder aufgebaut werden musste. Das erkannte auch das Team der GasCom Equipment GmbH um die Geschäftsführer Alexander und Norbert Scholz. Die GasCom Equipment GmbH ist ein familiengeführtes Unternehmen, das sich auf die mobile Erdgasversorgung spezialisiert hat. Als führender Dienstleister in diesem Segment bedient GasCom zahlreiche Kunden unterschiedlicher Größe und Branche europaweit. Anfang September, nachdem die Aufräumarbeiten größtenteils erfolgt waren und sich eine Übersicht der zerstörten Erdgasleitungen gemacht werden konnte, nahm die Energieagentur Rheinland-Pfalz Kontakt zur GasCom auf, um die Möglichkeiten einer mobilen Übergangsversorgung zu erörtern.

Mit der mobilen Erdgasversorgung sollte eine Tagesmenge zwischen 5.000m³ und 85.000m³ Erdgas der Qualität L in das Hochdrucknetz eingespeist werden. Das Erdgas musste zudem odoriert werden. Um eine solche Versorgung in dieser Größenordnung zu realisieren, musste auf verflüssigtes LNG (liquified natural gas) zurückgegriffen werden. Damit war es möglich eine Lieferkette mit bis zu vier Tankwagen zu organisieren, die zwischen dem LNG-Terminal im belgischen Küstenort Zeebrügge und Bad Neuenahr-Ahrweiler rotieren sollten.

Um die Versorgungssicherheit mit dem Projekt zu gewährleisten, entschied sich GasCom dazu, das komplette Versorgungssystem redundant aufzubauen. Dazu gehörten insbesondere zwei Wasserbadverdampferanlagen, mit deren Hilfe aus dem ca. -160°C kalten LNG mittels Wärmetauscher gasförmiges Erdgas wurde. Da LNG grundsätzlich Erdgas der Qualität H entspricht, war es unerlässlich, eine Erdgaskonditionierung zu installieren. Hierbei wird dem Erdgas eine in etwa 10%ige Menge Luft beigemischt, so dass ein Erdgas der Qualität L entsteht. Anschließend wurde es in einer Gasdruckregelanlage auf einen Druck von 3,5 bar reduziert. Da LNG grundsätzlich geruchlos ist, musste nun das aufbereitete Erdgas in einer ebenfalls mobilen Anlage, in diesem Falle von der Westnetz GmbH, odoriert werden, um dann schlussendlich dem Erdgasverteilnetz zugeführt zu werden.

Mit nur vier Wochen Vorlaufzeit wurde eine mobile Erdgasversorgung aufgebaut, um das vom Flutwasser betroffene Bad Neuenahr-Ahrweiler temporär zu versorgen. Die Herausforderung lag insbesondere darin, dass die Region Erdgas L benötigt, was in dieser Größenordnung nur mit LNG, verflüssigtem, tiefkaltem Erdgas der Qualität H unter Beimischung von Luft, umsetzbar war. Dies erforderte ein komplexes Zusammenspiel verschiedenster Anlagenkomponenten, welche von GasCom bereitgestellt werden konnten.

Ab dem 14.Oktober 2021 wurden die ersten Haushalte in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Umgebung erfolgreich aus dem Tankwagen versorgt. Alexander Scholz ist sehr erfreut über die Leistung seines Teams: „Was wir hier in kürzester Zeit auf die Beine stellen konnten, hat mich mit Stolz erfüllt und ich war froh, den Menschen hier auf diese Weise zu helfen.“

Inzwischen konnte die reguläre, leitungsgebundene Versorgung wieder aufgenommen werden, so dass die mobile Lösung von GasCom nach kurzem Standby-Betrieb wieder zurückgebaut wurde.